GEDANKEN DER REGIE

Damiàn Dlaboha

Damiàn Dlaboha

Die Verfilmung dieses Romans ist in vielerlei Hinsicht eine Liebeserklärung. Sie ist eine Liebeserklärung an diese Stadt, ihre Kultur und ihre Sprache. Sie ist eine Liebeserklärung an die „lost generation“, zu der ich mich selbst zähle, und die sich noch immer finden muss. Und es ist nicht zuletzt eine Liebeserklärung an das Storytelling. Wir alle kennen diese Person in unseren Freund:innenkreisen: Grossartige Geschichten, super erzählt, herrlich ausgeschmückt. Genau mit dieser Art „Beizenmonolog“ haben wir es hier zu tun. Béla Rothenbühlers Werk bietet viel Material, um dreidimensionale Figuren zu gestalten. Besonders interessant daran ist, dass diese Figuren - allen voran Müllertomas - unzuverlässige Erzähler sind. Wir wissen nicht immer genau, ob wir seinem Wort trauen können oder nicht. Diese Ambivalenz jetzt zu erweitern, indem eine visuelle Ebene dazukommt, ist das reizvolle an diesem Projekt. Wir haben die Möglichkeit, das Gesagte aus dem Off und das, was wir dabei sehen in grosse Reibung zu versetzen.

PROVENZHAUPTSCHTADT ist eine schonungslose Fallstudie über einen jungen Zentralschweizer, der sich in den Irren und Wirren eines grundsätzlich stabilen und sicheren Lebens in psychotische Zustände hineinsteigert, sich isoliert und distanziert. Das macht diese rasante - und auch humorvolle - Geschichte zusätzlich zu einem liebevollen und scharf beobachtenden Warnstück, dass uns vergegenwärtigt, dass wir auf unsere Freundinnen und Freunde acht geben müssen.

Es ist mir ein grosses Anliegen, diese Story zum Leben zu erwecken, mit diesem grandiosen Ensemble vielschichtiger Persönlichkeiten zu entwickeln, der Luzerner Kulturszene eine Momentaufnahme zu widmen und auf sehr präzise Weise auf die Psyche der Hauptfigur (und somit des Publikums) einzugehen. Mit Béla Rothenbühler arbeite ich seit 2016 in verschiedenen Kontexten, allen voran im von uns gegründeten Theaterkollektiv „Fetter Vetter & Oma Hommage“. Die jahrelange gemeinsame Erfahrung führt zu einer sehr kreativen und dynamischen Arbeitsweise und ich freue mich enorm, seinen Roman inszenieren zu können. Dieser kreative Austausch, dieses intellektuelle „Ping-Pong“ hat sich auch in der Arbeit mit Pablo und Till bereits eingestellt. Unsere Kreativmeetings sind immer von viel Professionalität und Lust geprägt, mit einem klaren gemeinsamen Ziel: Immer das Maximum aus jedem Moment dieser Geschichte rauszuholen. Da mich Pablos bisherige Arbeit und seine Vorschläge zur Umsetzung des Romans sehr überzeugen, freue ich mich enorm auf das Drehbuch und die Arbeit damit.

Damiàn Dlaboha, geboren 1991 in Luzern, hat vor seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste in Jugendproduktionen am Luzerner Theater mitgewirkt und bei Regisseur:innen wie Christina Friedrich, Alvis Hermanis und Thorleifur Örn Arnarsson assistiert.

Neben seiner Theaterarbeit inszeniert er Kurzfilme und Musikvideos, unter anderem für die Bands Maze, Kapnorth und Hanreti, den Solokünstler Zachov und die Londoner Band We-Are-Z .

Seit 2015 arbeitet Dlaboha als professioneller freier Theater- und Filmregisseur und -produzent, hauptsächlich mit seiner Theatercompany Fetter Vetter & Oma Hommage in Luzern. Hinzu kamen Engagements als Regie- und Dramaturgieassistent, sowie als Übersetzer und Musiker am Staatstheater Hannover, der Volksbühne Berlin, dem Theater Dortmund, dem Burgtheater Wien und der Royal Shakespeare Company in London und Stratford-upon-Avon.

www.fettervetter.eu